Der Septuaginta-Faktor

Im Verhältnis zur Septuaginta gibt es eine ähnliche Situation. Zunächst lassen Sie mich das Wort Septuaginta erklären. So nennt man die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel, die von der jüdischen Gemeinde irgendwann zwischen dem dritten und ersten Jahrhundert vor der Zeitrechnung hergestellt wurde. Somit existierte diese griechische Version des Alten Testaments zu Anfang des ersten Jahrhunderts n.Chr.

Mit anderen Worten, diese griechische Bibelübersetzung wurde von der jüdischen Gemeinde lange, bevor Jesus oder die Kirche auf der Bildfläche erschienen, fertiggestellt. Lange vorher fand sie weite Verbreitung unter den griechisch sprechenden Juden jener Zeit. Das hatte zur Folge, daß die Schreiber des Neuen Testaments häufig Zitate aus der Septuaginta anführten, und es ist bedeutsam wegen der Übersetzungsmethoden, die von den Gelehrten bei der Herstellung der Septuaginta angewendet wurden.

Die Encyclopedia Judaica beschreibt diese Übersetzungstechnik ihrem Wesen nach als „targumisch“.[1] Ihr Ziel war hauptsächlich, den hebräischen Text zu lehren und zu erklären. Daraus ergibt sich, daß wir wieder auf freie Übersetzungen stoßen. Die Septuaginta gibt die hebräischen Bibelstellen nicht immer wortwörtlich wieder. Und wenn das Neue Testament die hebräische Bibel zitiert, so geschieht das oft nach der Septuaginta.

Anti-Missionare behaupten, die Kirche und das Neue Testament verändern den Text der hebräischen Bibel. Auch das ist wieder ein ungültiges Argument. Die messianischen Juden des ersten Jahrhunderts gaben lediglich Bibelstellen aus einer Version wieder, die in ihrer Gesellschaft weit verbreitet war und von den griechisch sprechenden Juden allgemein akzeptiert wurde. Da wird am Text nicht herummanipuliert.

Die messianischen Juden zitierten einfach aus einer anerkannten, jüdischen Übersetzung. Das bringt uns wieder zur Frage nach der Zuverlässigkeit. Können wir der Septuaginta vertrauen? Ich möchte dazu das Gleiche sagen wie zum Targumim-Faktor. Wenn wir an eine göttliche Inspiration glauben, dann ist diese im Neuen Testament gefundene Praxis für Gott nicht störend. Da Er die Herstellung des Neuen Testaments überwacht hat, können wir in den neutestamentlichen Text Vertrauen haben.

Gott achtete darauf, daß das richtige Verständnis der hebräischen Schriften durch die Seiten des Neuen Testaments vermittelt wird. Und Er war durchaus gewillt, dabei die Septuaginta zu benützen. Darum brauchen uns kleine Unterschiede in den Textangaben auch nicht zu beunruhigen.

Die Anti-Missionare gebrauchen das als ein Argument, um das Neue Testament in Verruf zu bringen. Doch wenn sie das tun, kritisieren sie eigentlich die jüdischen Übersetzer.

  1. ^ EJ, CD Rom Edition, Bible Translations: Greek, The Septuagint