Jesaja 7,14 – Jungfrau

Der Vorwurf der Anti-Missionare:

Ein üblicher Einwand, den die Anti-Missionare vorbringen, läuft ungefähr auf dieser Linie: Da alma tatsächlich buchstäblich „Jungfrau“ in Jesaja 7bedeutet, wer war dann dieser sündlose zweite Adam, der während der Regierungszeit des Ahas geboren wurde? Und weiter, welche zwei Könige oder Königreiche wurden während der Kindheit Jesu besiegt?

HaDavars Antwort:

Wenn es eine Zustimmung gibt, daß alma wirklich Jungfrau bedeutet, dann haben wir das größte Hindernis überwunden. Die vorausgesagte Empfängnis und Geburt muß ein Zeichen sein – irgendetwas Außergewöhnliches. Eine junge Frau, die ein Kind empfängt und gebiert, ist schwerlich ein Zeichen, das geschieht jeden Tag. Aber die Empfängnis und Geburt ist bei einer Jungfrau außergewöhnlich und dient als ein echtes Zeichen. Darum ist das Wort alma so bedeutsam.

Das Wort alma meint wirklich eine „Jungfrau“ trotz der Einwände der Rabbiner. Im Gegensatz zu der überwältigenden Mehrheit der heutigen Rabbiner, die nicht zugeben wollen, daß alma Jungfrau bedeutet, haben wir hier die Meinung von Dr. Cyrus Gordon, Professor für Assyriologie und Ägyptologie am Dropsie College, in seinem Artikel „Almah in Isaiah 7:14“ (The Journal of Bible and Religion, vol. 21 (April 1953), p.106):

Die allgemeine Ansicht, daß „Jungfrau“ die christliche Übersetzung ist, während „junge Frau“ die jüdische ist, entspricht nicht ganz der Wahrheit. Tatsache ist, daß die Septuaginta, das ist die jüdische Übersetzung, die im vorchristlichen Alexandria angefertigt wurde, almah hier als „Jungfrau“ wiedergibt. Somit folgt das Neue Testament der jüdischen Auslegung von Jesaja 7,14. Daher beruht die Übersetzung von almah mit „Jungfrau“ bei Jes. 7,14 im Neuen Testament auf der älteren jüdischen Auslegung …

Des weiteren stellt der angesehene Bibelkommentator Raschi (Rabbi Schlomo ben Jitzchaqi) in seinem Kommentar zum Hohenlied (Song of Solomon) 1,3 fest, daß alma Jungfrau bedeutet. Insbesondere sagt er, daß alma gleichbedeutend ist mit einem anderen hebräischen Wort, das auch Jungfrau bedeutet, nämlich betulah. Die Rabbiner sind einmütig der Meinung, betulah bedeute ebenso Jungfrau. Somit sind alma und betulah nahezu synonyme Ausdrücke und haben die Bedeutung „Jungfrau“. Dabei ist alma jedoch der mehr eingeschränkte Ausdruck, der keiner weiteren Erläuterung bedarf. Dagegen umschließt der Bedeutungsumfang von betulah Jungfrauschaft und Ehe. Aus diesem Grunde braucht betulah manchmal einen erläuternden Zusatz, um auf eine Jungfrau hinzuweisen (z.B. 1.Mose 24,16). Schließlich steht in der Encyclopedia Judaica (CD-ROM  Edition Judaica Multimedia Israel Ltd.) in dem Artikel „Virgin, Virginity“ („Jungfrau, Jungfrauschaft“):

Das biblische betulah, das gewöhnlich mit „Jungfrau“ übersetzt wird, ist eigentlich ein mehrdeutiger Ausdruck, der im nicht juristischen Zusammenhang gebraucht mehr ein Lebensalter bezeichnet als einen körperlichen Zustand.

Aus dieser Feststellung geht hervor, daß alma der bessere Ausdruck für Jungfrau ist, so wie wir es in Jes. 7,14 vorfinden.

Als zweites müssen wir erkennen, daß Jesaja in Kapitel 2 zwei Prophetien enthält, eine Langzeit-Prophetie (die Erfüllung liegt in ferner Zukunft) und eine Kurzzeit-Prophetie (die Erfüllung tritt zu Lebzeiten des Propheten ein).

Jes. 7,14 ist eine Langzeit-Prophetie. Sie soll dazu dienen, der davidischen Dynastie Mut zu machen für die kommenden 700 turbulenten Jahre, bis der Messias kommt. Das Haus Davids hatte dieses Wissen nötig. In diesem langen und trüben Zeitraum sollten sie diese Prophetie lesen und daraus Mut schöpfen für die Ankunft des Messias/Königs. Sie bezieht sich auf den sündlosen zweiten Adam, aber sie sagt nicht, daß dieser während der Regierung des Königs Ahas geboren werden sollte. Er wird 700 Jahre später geboren. Darum leitet uns Matthäus zu diesem Vers in Matth. 1,23.

Im Gegensatz dazu ist Jes. 7,15-25 eine Kurzzeit-Prophetie, die das Haus Ahas ermutigen, aber auch für seinen Mangel an Glauben tadeln soll. Jes. 7,15-25 sollte Ahas Mut machen, indem ihm gesagt wird, daß die davidische Dynastie den gegen sie geplanten Krieg überleben wird. Aber darin wird Ahas auch für seinen fehlenden Glauben getadelt, wie er in Vers 12 zum Ausdruck kommt. Das Gericht wird zunehmen und Not über sie bringen wegen seines Unglaubens – doch das Haus Davids wird überleben. Ahas sollte das wissen. Bitte erinnern Sie sich daran: Jesajas Sohn, Schear-Jaschub, war auf seinen Armen gegenwärtig.

In Jes. 7,3 gebietet Gott Jesaja, seinen jungen Sohn mitzubringen. Da muß es einen Grund geben, warum Gott das gebot. Der Hinweis auf den Jungen, der Butter und Honig ißt, der Böses verwirft und Gutes erwählt (Jes. 7,15-16), bezieht sich auf Schear-Jaschub. Mit anderen Worten, in nur ein paar Jahren werden die Feinde, die Ahas fürchtet (Pekach und Rezin, Verse 1-9) nicht mehr existieren. Schear-Jaschub wird als ein Zeichen für Ahas dienen. Aus diesem Grunde ist er anwesend. Das Zeichen liegt im Zeitplan. Das Timing ist ein wesentliches Element. Ehe der kleine Junge das Alter der moralischen Urteilsfähigkeit erreichen wird, werden die Feinde nicht mehr da sein. Die Eile und die präzise Art des Timings sind dabei das außergewöhnliche Element.

Dieses Zeichen sollte Jesaja auch als echten Propheten ausweisen und die Aufnahme seines Buches in den Kanon der Schrift unterstützen. Wie wir sehen, ist Schear-Jaschub so jung, daß er immer noch gestillt wird. Die früheste Nahrung, die ihm nach der Muttermilch gegeben wird, sollte Honig sein, worauf später Milch folgte. Das wird in 2-3 Jahren der Fall sein und Ahas erstaunen. Die Königreiche, die in so kurzer Zeit zerstört sein werden, sind die von Pekach und Rezin.

Lassen sie uns die zwei Gedanken in der historischen Perspektive des ersten Jahrhunderts zusammenführen. Der jüdische Leser, der im ersten Jahrhundert Jesaja 7 las, wußte aus der Geschichte, daß das Jungfrau-Zeichen nicht zur Zeit des Ahas eingetroffen war. Die vergangene Geschichte zeigte ihm, daß sich Jes 7,14 noch nicht erfüllt hatte. Sie sagte ihm aber auch, wie sich das in den Versen 15-25 Vorhergesagte genau so ereignet hatte. Aus der Geschichte wußte man, daß das Timing-Zeichen eingetroffen war. Pekach und Rezin waren gefallen. Ahas hatte überlebt, und das Land erlitt Verwüstung durch die Assyrer. Trotzdem hatten das Haus Davids und Juda überlebt. Die Leser im ersten Jahrhundert sollten leicht erkennen, worauf Matthäus hinaus wollte. Nach 700 Jahren des Wartens war Immanuel gekommen.

Lassen Sie mich die Erörterung mit einer weiteren, faszinierenden jüdischen Überlieferung beenden. Einfach gesagt, es gibt in der jüdischen Gemeinschaft eine Tradition, wonach der Messias keinen Vater haben wird. Davon schreibt das Buch The Suffering Servant of Isaiah According to the Jewish Interpreters (Driver & Neubauer, p.33):

Bereschit Rabba des R. Mosche HaDarschan:

 

R. Berechja sagt: Der Heilige sagte zu Israel, du hast vor mir gesprochen und gesagt, wir sind Waisen und haben keinen Vater … Der Erlöser, den ich aus deiner Mitte aufstehen lassen werde, wird auch keinen Vater haben, wie gesagt ist: „Siehe, der Mann, dessen Name ‚Sproß‘ ist, und er wird von seinem Ort hervorsprossen“ (Sach. 6,12); und ähnlich bei Jesaja „Er schoß auf vor ihm wie ein Reis“ (Jes. 53,2).

Hier gebraucht Rabbi Mosche HaDarschan die Prophezeiungen in Sach. 6,12 und Jes. 53,2, um die Tatsache zu untermauern, daß der Messias keinen Vater haben werde. Diese jüdische Überlieferung stimmt völlig überein mit Jes. 7,14, wo ausgesagt wird, der Messias werde empfangen im Leib einer Jungfrau. Der Messias wird keinen menschlichen Vater haben. Das ist genau der Fall bei Jeschua. Er wurde vom Heiligen Geist empfangen im Leibe der Maria. Sein Vater war Gott, nicht Joseph. Jesus ist der Sohn Gottes und unser Messias.