Vorwurf der Anti-Missionare:
„und (Jesus) kam und wohnte in einer Stadt mit Namen Nazareth, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten“. (Matthäus 2,23).
Erstens: Welcher Prophet sagt das? Zweitens: Nach den Gelehrten, Rabbinern und Historikern existierte die Stadt Nazareth nicht zu der Zeit, als die hebräischen Schriften entstanden. Das Wort „Nazareth“ kommt nirgends in der hebräischen Bibel vor, wie es auch die Konkordanz des Neuen Testaments bestätigt. Aber das Wort „Nasiräer“ gibt es in der hebräischen Bibel, und das meint eine besondere, jüdische Sekte.
Somit sind Nazareth und Nazarener christliche Wörter, keine hebräischen. Nazareth wird in außerchristlichen Quellen nicht vor dem vierten Jahrhundert erwähnt. Nasiräer sind eigentlich keine Sekte, sondern Leute, die ein persönliches Gelübde abgelegt haben, das für eine bestimmte Zeit lang wirksam ist. Während dieser Zeit darf derjenige sich kein Haar schneiden, keinem Leichnam nahe kommen, keine Trauben essen oder Wein trinken. Danach muß er im Heiligtum spezielle Opfer bringen und sein Haar abrasieren.
HaDavars Antwort:
Zu Matthäus 2,23 lesen Sie bitte unsere Erklärungen unter „Die vier Methoden, mit denen die Brith Chadaschah (Das Neue Testament) die hebräische Bibel anwendet.“
Jakob, du hast völlig recht, kein einziger Prophet sagt das, was hier in Matthäus 2,23 steht. Das hat zu allen möglichen Erklärungen von allen möglichen Leuten geführt. Diese Bemerkung ist für viele ein Rätsel.
Der Schlüssel für das Verständnis dieser Aussage des Matthäus ist die Mehrzahl bei dem Wort „Prophet“. In all seinen vorhergehenden Hinweisen auf Erfüllungen der Schrift gebraucht Matthäus die Einzahl „Prophet“ (Matthäus 2,5.15.17), aber hier gebraucht er die Mehrzahl. Das ist ein Beispiel für eine „wörtliche Prophetie und Summierung“. Indem er die Mehrzahl braucht, sagt uns Matthäus, daß Vers 23 eine Summierung dessen ist, was von den Propheten gelehrt wurde. Wir haben hier ein Beispiel von „Ssod“ vor uns.
Was lehrten die Propheten als Gruppe über den Messias? Eine der klaren Vorstellungen, die über den Messias gelehrt wurden, beschrieben ihn als eine verachtete und abgelehnte Person. Zum Beispiel Jesaja 53,3: „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste.“ Von Nathanaels Bemerkung in Johannes 1,46 „Was kann aus Nazareth Gutes kommen!“ geht deutlich hervor, daß Personen aus Nazareth verachtet wurden.
Du hast völlig recht, kein einziger Prophet hat diese Aussage gemacht. Das ist Summierung dessen, was die Propheten als Gruppe über den Messias lehrten.
Ich bin überrascht über deine Meinung, daß Nazareth damals nicht existierte. Die Encyclopedia Judaica gibt zu Nazareth folgendes an:
„Archäologisches Beweismaterial hat gezeigt, das diese Gegend bereits in der mittleren Bronzezeit besiedelt war, und es wurden Grabmäler gefunden, die von der Eisenzeit bis zur Zeit der Hasmonäer stammen.“
Die mittlere Bronzezeit war etwa um 2000 vor Christus. Es scheint, daß Nazareth für lange Zeit bestand. Die Zeit der Hasmonäer dauerte von etwa 166 bis 63 vor Christus, oder mit anderen Worten, kurz bevor Jesus auf der Bildfläche erschien. Die Archäologen sagen, daß Nazareth eine jüdische Besetzung erfuhr, ehe das Neue Testament geschrieben wurde. Darum kann es nicht eine Stadt sein, die die Christen fabriziert haben, um ihre Geschichte von Jesus glaubhaft zu machen. Wenn auch eine Stadt klein und unbedeutend war und in der hebräischen Bibel nicht genannt wird, so heißt das doch nicht, daß sie nicht existierte. Dieses Argument wird einfach aus dem Schweigen der Bibel abgeleitet. Doch es muß Hunderte von kleinen, unbedeutenden Städten in Israel gegeben haben, die in biblischen Zeiten existierten, aber in der Bibel nicht erwähnt werden. Das heißt nicht, daß es sie nicht gab. Ich glaube, du solltest deine Quellen nennen für die Behauptung: „Die Stadt Nazareth existierte nicht zu der Zeit, als die hebräischen Schriften entstanden.“
Ich denke, du nimmst es nicht so genau, wenn du sagst, diese christlichen Wörter seien keine hebräischen Wörter. Die Encyclopedia Judaica schreibt:
„die hebräischen und arabischen Wörter für die Christen (Nozeri, Nasrani) sind abgeleitet vom Namen der Stadt (Nazareth).“
Die Encyclopedia Judaica sagt genau das Gegenteil von dem, was du sagst. Du sagtest: „Nazareth und Nazarener sind christliche Wörter“. EJ sagt, der hebräische Ausdruck für Christ, Nozeri, wurde vom Namen der Stadt abgeleitet, von Nazareth. Also muß der Name der Stadt Nazareth dem Ausdruck Nozeri vorausgegangen sein. Nazareth ist deshalb ein jüdisches/hebräisches Wort. Das stimmt überein mit der Tatsache, daß Nazareth schon eine jüdische Stadt war, bevor Jesus lebte, genau so, wie es das Neue Testament beschreibt.
EJ fährt fort:
„Nazareth bleibt in nichtchristlichen Quellen unerwähnt bis zum dritten oder vierten Jahrhundert, als es in einer Inschrift genannt wurde, die man in Caesarea fand und in der die priesterlichen Dienstzyklen und ihre Wohnsitze in Galiläa aufgelistet sind. Nach dieser Liste (reproduziert im 7. Jahrhundert in den liturgischen Gedichten von Kallir und anderen), war die Familie von Happizzez (1.Chronik 24,15) in Nazareth angesiedelt, dessen Name in dieser Quellenschrift von der Wurzel n-z-r (bewachen) abgeleitet wird. Von Hieronymus wird Nazareth als ein sehr kleines Dorf in Galiläa beschrieben (Onom. 141:3). Konstantin hat es vielleicht in das Gebiet von Helenopolis mit hineingenommen, das eine von ihm gegründete Stadt war. Aber im vierten Jahrhundert blieb Nazareth rein jüdisch.“
Nach der Archäologischen Enzyclopädie des Heiligen Landes „lebten Juden in Nazareth nach der Zerstörung des zweiten Tempels, und es war der Wohnsitz der priesterlichen Familie
Pises.“
Es scheint, daß Nazareth eine lange Geschichte fortgesetzter jüdischer Besetzung hatte, sowohl vor wie auch nach Jesus. Der Nachweis deutet darauf hin, daß es zu diesen Zeiten ein unbedeutendes (verachtetes?) Dorf war, gerade so, wie es das Neue Testament berichtet. Schließlich geht aus diesen Quellen hervor, daß der Ort einen hebräischen Namen hatte. Kennst du irgendeinen anderen Namen für die Gegend um Nazareth herum? In diesem Punkt – und es steht dir frei, mir zu widersprechen – wird das Neue Testament durch die Beweise bestätigt.
Du hast recht, daß Matthäus 2,23 nicht einen Hinweis auf das Nasiräer-Gelübde darstellt. Ich stimme denen nicht zu, die diese Verbindung herstellen wollen. Das ist bestenfalls eine unsichere Schlußfolgerung, obwohl man sie in einer ganzen Anzahl von Kommentaren finden kann.